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Was ist
ein Tagebau?

Wozu braucht man
Braunkohle?

Braunkohle ist ein fossiler Brennstoff, der hauptsächlich zur Energieerzeugung verwendet wird. Im Gegensatz zur Steinkohle wird Braunkohle in Deutschland nicht im Untertageabbau gewonnen, sondern überirdisch. Durch diese Art der Gewinnung sind die Auswirkungen auf die Umwelt schwerwiegend.

Energiemix in Deutschland (2018)

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Erneuerbare Energien
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Braunkohle
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Kernenergie
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Steinkohle
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Mineralölprodukte
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.

Braunkohle wird oder wurde in zahlreichen Ländern Europas abgebaut, aber auch zum Beispiel in Australien und den USA. Deutschland steht an der Spitze der Braunkohle produziernden Länder, vor China und Russland.

In Deutschland gibt es drei große Reviere mit aktiven Tagebauen. Das Mitteldeutsche Braunkohlerevier bei Leipzig, das Lausitzer Revier bei Cottbus und das Rheinische Braunkohlerevier bei Köln und Düsseldorf.

Das Rheinische Braunkohlerevier

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Tagebau Garzweiler I
(1983 bis ca. 2023)

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Tagebau Garzweiler II
(2006 bis ca. 2045)

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Tagebau Hambach
(1978 bis ca. 2045)

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Tagebau Inden I & II
(1957 bis ca. 2030)

Im Rheinischen Braunkohlerevier betreibt der zweitgrößte deutsche Energieversorger RWE (vormals mit der Tochterfirma Rheinbraun) die Tagebaue Inden, Hambach und Garzweiler.

Garzweiler II wird zweimal verkleinert

Am 17. August 1987 hat die Rheinbraun AG (mittlerweile in der RWE Power AG aufgegangen) die Fortführung des Tagebaus Garzweiler II beantragt: Garzweiler II. Die geplante Abbaufläche umfasste 19 Ortschaften und mehrere Einzelhöfe. Im September 1991 hat in einer Leitentscheidung die damalige Landesregierung von Nordrhein-Westfalen die Tagebaufläche um 27% verkleinert. Verschont wurden die Orte Wanlo, Venrath, Kaulhausen, Terheeg, Wockerath und Kückhoven. In einer zweiten Leitentscheidung 2016 hat die rot-grüne Landesregierung unter Hannelore Kraft in einer weiteren Leitentscheidung den Tagebau abermals verkleinert. Jetzt wurden Holzweiler, Dackweiler und der Hauerhof aus der Tagebau-Planung genommen. (Karte von 2000)

Zeitlicher Überblick Tagebau Garzweiler II

Planung
Die Rheinbraun AG (später RWE) beantragt die Zulassung des Tagebaus "Garzweiler II". Ursprünglich war die Umsiedlung von 19 Ortschaften geplant, dies wurde jedoch in der Folge auf 12 Orte verkleinert.
Genehmigung
Der Braunkohleausschuss bei der Bezirksregierung erarbeitet den Braunkohleplan Garzweiler II - unter anderem wird in Gutachten die Sozialverträglichkeit von Umsiedlungen untersucht und für gegeben angesehen. Im März 1995 wird Garzweiler II durch das Umweltministerium NRW genehmigt.
Beginn der Umsiedlungen
Im Jahr 1997 begannen die ersten Umsiedlungen für den Tagebau Garzweiler II. Betroffen waren die Orte Otzenrath, Spenrath und Holz, welche an einem gemeinsamen Standort bei Hochneukirch umgesiedelt wurden. Die Umsiedlung dauerte bis 2006, der Tagebau erreichte die ehemaligen Ortslagen innerhalb der nächsten beiden Jahre.
Zweiter Umsiedlungsabschnitt
Im zweiten Abschnitt der Umisedlungen waren die Orte Pesch, Immerath und Lützerath betroffen sowie in einem weiteren Verfahren Borschemich. Die Umsiedlungen für alle Orte begann 2006 und endete für Pesch 2009 und für Borschemich 2015. Immerath und Lützerath befinden sich aktuell noch in der Umsiedlung, wobei Immerath mittlerweile fast vollständig abgerissen ist.
Dritter Umsiedlungsabschnitt
Am 1.12.2016 begann die gemeinsame Umsiedlung der Orte Keyenberg (Abriss bis 2023), Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich (Abriss bis 2027) und Berverath (Abriss bis 2028). Für die Bevölkerung dieser Orte wird nördlich von Erkelenz Neu-Keyenberg errichtet.
August 1985
31. März 1995
1997
Juli 2006
Dezember 2016

Ganze Autobahnen werden verlegt

Der Tagebau Garzweiler II ist die Fortführung des Tagebaus Garzweiler I. Die Grenze zwischen diesen beiden Tagebauen war die Autobahn A44, welche 2006 stillgelegt und abgerissen wurde. Um den Verkehr der A44 aufzunehmen wurde die parallel verlaufende A61 sechsspurig ausgebaut. Mit dem Übergang des Tagebaus über die Autobahn ist Garzweiler II aktiv. Im Jahr 2018 war der Tagebau so weit fortgeschritten, dass die A44n auf wieder aufgefülltem Land neu errichtet werden konnte. Gleichzeitig wurde wiederum die zwölf Jahre zuvor ausgebaute Autobahn A61 auf einer Länge von 6,5 Kilometern gesperrt und abgerissen, da der Tagebau diese nun erreicht hatte.

Größter Arbeitgeber in der Region

Der Tagebau Garzweiler, benannt nach dem Dorf Garzweiler im Abbaugebiet Garzweiler I, beschäftigt heute ca. 1700 Mitarbeiterinnen. Die Braunkohle liegt in drei Flözen in 40 bis 210 Meter Tiefe. Die durch Schaufelradbagger abgebaggerte Kohle wird direkt auf Förderbändern zu in der Nähe befindlichen Kraftwerken transportiert und dort verfeuert. 
2018
2000

Wozu wird Braunkohle verwendet?

Im getrockneten Zustand hat die Braunkohle ungefähr zwei Drittel des Heizwerts von Steinkohle. Ungefähr 10% der in Deutschland gewonnenen Braunkohle wird in Form von Briketts über Baumärke zur Nutzung von Heizöfen verkauft. Der weit überwiegende Anteil der Kohle wird direkt vor Ort in Kraftwerken zur Stromgewinnung verfeuert.

Der Tagebau wandert

Der Abraum, also alles was nicht Kohle ist, wird direkt wieder am östlichen Rand des Tagebaus verkippt und zur Wiederherstellung des ursprünglichen Bodenniveaus genutzt. So „wandert“ der Tagebau von Osten nach Westen durch die Landschaft, vorne wird abgebaggert, hinten wieder aufgefüllt.
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Nachdem die Oberfläche von allem bereinigt ist (Häuser, Straßen, Bäume, Gewässer) wird das Erdreich mit einem Schaufelradbagger so weit abgetragen, bis die erste Kohleschicht erreicht ist.

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Sechs Schauffelradbagger arbeiten im Tagebau Garzweiler 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Pro Jahr werden 35 Millionen Tonnen Kohle gewonnen.

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Die Braunkohle ist in drei Flözen abgelagert, die zusammen durchschnittlich 40 Meter stark sind. Die Kohle liegt zwischen 40 und 210 Meter tief unter der Erdoberfläche.

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Die Braunkohle wird per Förderband und Werksbahn zu den Kraftwerken Neurath und Niederaußem transportiert und dort direkt zur Stromerzeugung verbrannt. Die Bandanlagen sind 93 Kilometer lang.

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Jedes Jahr fallen zu den 35 Millionen Tonnen Kohle auch 140 Millionen Kubikmeter Abraum, also Löss, Kies und Sand an. Diese Menge wird überwiegend dazu verwendet, um bereits ausgekohlte Bereiche des Tagebaus mit so genannten Absetzern zu verfüllen.

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Das aufgefüllte Gelände wird über Jahre rekultiviert und dann wieder der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Üblichwerweise entsteht dort Ackerland. Jedoch kann nicht der ganze Tagebau wieder aufgefüllt werden, da die Masse der Kohle fehlt. Das Restloch wird mit Rheinwasser geflutet und ein künstlicher See geschaffen.

Restsee

Nach Ende der Kohleförderung im Jahr 2045 wird ein Restloch bleiben, da durch die abgebaute Kohle Masse zur vollständigen Auffüllung des Tagebaus fehlt. Ab dem Jahr 2025 wird daher eine 27 Kilometer lange Leitung vom Rhein bis zum Restloch errichtet werden, so das der Tagebau mit Rheinwasser aufgefüllt werden kann und ein See entsteht. Die Befüllung dieses Sees wird ca. vierzig Jahre in Anspruch nehmen, also ungefähr im Jahr 2085 abgeschlossen sein.